Keine Hipster in Hipstertown Bad Gastein ...

... aber großartige Bauten der Belle Epoque.

 

Viel ist schon über Bad Gastein geschrieben worden: als traditionsreicher Thermalort und Hot Spot adeliger Sommerfrischler, als einer der Rückzugsorte von Kaiserin Sisi und weiteren Vertretern der Habsburger Familie; Otto von Bismarck gehörte ebenso den prominenten Gästen. Viele der eleganten Belle Époque Gebäude entstanden im ausklingenden 19. Jahrhundert. Das Grand Hotel de l’Europe zählte damals zu den modernsten Hotels der österreichischen Monarchie. Und soll die Vorlage für Wes Andersons 'Hotel Budapest' gewesen sein. Zu den Kaisern und Königen gesellte sich der Promi-Jetset. Bis in die 1960er Jahren galt Bad Gastein als 'Monte Carlo' der Alpen und 'Alpenbad der Prominenten', in dem sich Künstler und Konzernbosse die Klinke in die Hand gaben.

 

Nach den goldenen Jahren kam der Stillstand. Die ehemals prunkvollen Gebäude verlassen, zum Großteil verfallen. Ein verstaubter Kurort, mit einigen der heute als Bausünden bezeichneten Bauten der 1970er Jahre aus Waschbeton mittendrin. Schon seit vielen Jahren versuchten Gemeinde und externe Investoren den Kurort aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Ideen für den Wiederaufbau gab es viele. Viele Investoren aber hielten nicht, was sie versprachen, der Leerstand blieb. Nun ist endlich Bewegung ins Dorf gekommen und nach dem Bauboom, der das Bild von Bad Gastein in den letzten Jahren prägte, haben die ersten der neuen Hotels aus dem Design-, Boutique- und Luxusbereich eröffnet: Das The Cōmodo,  das Badeschloss und das Grand Hotel Straubinger; aus dem ehemaligen Hotel Imperial wurden die Residenz Boutique Suites. Weitere Häuser und luxuriöse Appartments sind noch in Bau oder Planung. Ein millionenschweres Bauprojekt soll außerdem einen neuen Fußgängertunnel entstehen lassen, der den mühsamen Auf- und Abstieg vom oberen in den unteren Ortsteil erleichtert.

Das Hotel Miramonte und Regina Boutiquehotel sind schon länger da. Sie waren die ersten einer Handvoll Engagierter, die den Wandel vorantrieben und die Trendsetter in den noch verschlafenen Geheimtipp im Süden von Salzburg lockten: mit dem Kunst- und Kulturfestival "Sommer-Frische-Kunst", mit "Artists in Residence-" Initiativen und sehr viel Engagement in den sozialen Medien.

 

Aber auch, wenn Bad Gastein um diese Zeit (um 2018) vielfach als 'Berlin der Alpen' betitelt wurde und internationl Beachtung fand: Einige Hipster und Dandys sind einfach zu wenig, um einen ganzen Urlaubsort sommers wie winters wirtschaftlich halten zu können. Auch im letzten Winter (2022) wirkte der Ort eher verlassen, als belebt. Vor allem, wenn die Skitouristen aus Bad Hofgastein und der Umgebung den letzten Skibus nachhause nehmen. Die Auswahl an geöffneten Restaurants ist sehr übersichtlich, Nightlife sucht man ausserhalb der geöffneten Hotels vergeblich. So hat das Hotel Selina Ende 2023 leider nach nur einer Saison wieder schließen müssen. Manchmal braucht es einen etwas längeren Atem. Spannend bleibt es allemal.

 

Grand Hotel de l'Europe Winter (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl Photography
Grand Hotel de l'Europe Winter (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl Photography
Sylt Logo Maritime Illustrationen
Jules Unterwegs Lüneburger Heide Reisetipps Lieblingsadressen
Jules Unterwegs Kulturreise Ruhrgebiet
Jules Unterwegs Kulturreise Bad Ischl