Ernst Häckel und die Kunstformen der Natur.

Strahlentierchen, buntschillernde Quallen, Kalkschwämmchen, Korallen und Medusen: durch die filiagranen und wissenschaftlich präzisen Zeichnungen entführte der Zoologe, Wissenschaftler und Künstler Ernst Häckel ein breites Publikum in eine prachtvolle und geheimnisvolle Unterwasserwelt.

 

 

„Denkt Euch einen zierlichen schlanken Blumenstock, dessen Blätter und bunte Blüten durchsichtig wie Glas sind, und der sich in den zierlichsten und lebhaftesten Bewegungen durch das Wasser schlängelt, einzelne Individuen einer Art, welche die Gestalt eines reich verzierten Ritterhelmes besitzt.“ Ernst Häckel (geb. 1834 in Potsdam, gest. 1919 in Jena) war zur damaligen Zeit der erste Wissenschaftler, der die Mystik und das Facettenreichtum der Natur für ein breites, nicht-wissenschaftliches Publikum sichtbar machte. So entstand auch das Format der 'Tafeln', auf denen er selbst die einzelnen Objekte arrangierte. Etwas, das leicht aussieht, aber eines wirklich grafischen Verständnisses bedarf und deutlich macht, dass Ernst Häckel nicht nur Wissenschaftler war, sondern ebenso ein besonderes künstlerisches Auge hatte.

 

Die medizinische Ausbildung absolvierte Häckel auf Wunsch seines Vaters, dem er auch mit der Eröffnung einer eigenen Praxis entsprach. Da war es aber schon längt um ihn und seine Liebe zur Meeresforschung geschehen.

 

Die Sprechstunden seiner Praxis legte er daher ausschließlich auf 5.00 – 6.00 Uhr morgens – danach hatte er leider keine Zeit mehr, musste er doch an den Strand, um sich ausgiebig seinen Studien der Meerestierforschung zu widmen.

 

Seine Frau verstarb mit nur 29 Jahren an seinem 30. Geburtstag, Das ist auch der Grund, warum viele seiner Entdeckungen, wie z. B.  die italienische Scheibenqualle Desmonema annasethe den Namen "Anna" tragen („diese prachtvolle Discomeduse, eine der schönsten aller Medusen“). Seiner zweiten Ehefrau, mit der er den Großteil seines Lebens verheiratet war, kam diese Ehre an keinem einzigen Objekt zuteil.

 

Ernst Häckel galt als Freidenker und Vater der Ökologie, der die Evolutionstheorie Darwins allerdings nicht nur verbreitete, sondern nach seiner Auffassung weiterentwickelte. Mit zunehmenden Alter zeigte sich bei Häckel allerdings mehr und mehr der Hang zu einer rassistischen Denkweise. Die geplanten Tafeln "unterschiedlicher Menschenrassen“ lehnte sein Verleger ab.

Seine Schriften wurden später zur Begründung der nationalsozialistischen Rassenlehre herangezogen. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass Häckels Werk zwar seine Fans hat, er aber nicht als wissenschaftlicher Star in die Geschichte einging und sich kein echter Personenkult um ihn entwickelte.

 

Die „Kunstformen der Natur“, erschienen zwischen 1899 und 1904. Fülle, Facettenreichtum, Zartheit und "mannigfaltige Schönheit" der Natur, die durch ihn sichtbar wurde, soll auch den europäischen Jugenstil maßgeblich beeinflusst haben und gilt auch heute noch als Inspirationsquelle für Künstler, Kunsthandwerker, Bildhauer, Zeichner und Architekten. Querverweise und Inspirationen anderer Künstler und Kunsthandwerker gibt es reichlich:

 

Wie zum Beispiel die Medusa-Kronleuchter, die das Musée océanographique de Monaco schmücken und auf die Zeichnungen von Ernst Häckel zurückgehen (da die Bildrechte nicht klar sind, hier der Link zum Anschauen). In der Börse von Amsterdam sollen ebenfalls Kronleuchter hängen, die der Desmonema annasethe nachempfunden sind.

 

Gustav Klimts "Wasserschlangen" sollen von Haeckels mikroskopischem Blick inspiriert sein, auch Wassily Kandinsky und Edvard Munch übernahmen Motive des Forschers.

 

Die Villa Medusa, der ehemalige Wohnsitz Häckels und heutiges Museum kann in Jena besucht werden. Um das "Leben und Wirken des Pionieres der Meeresforschung an Hand von originalen Manuskripten, Briefen, Zeichnungen, Gemälden, Fotos und Druckschriften zu entdecken". Na denn, los.

 

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